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Getaway: 90 Minuten Flucht vor der Story

Es gibt Action-Filme, die sind gut. Es gibt Action-Filme, die sind schlecht, aber immerhin unterhaltsam. Dann gibt es Action-Filme, die weder gut noch unterhaltsam sind, es aber unter Einfluss von hinreichend Stimulanzien und Hirnfunktions-Inhibitoren (i.e., ausreichend Alkohol) immerhin werden können. Und dann gibt es „Getaway“ von Courtney Solomon.

Wem der Name Courtney Solomon gerade nicht so schrecklich viel sagt, der sei an seinen Regie-Erstling „Dungeons & Dragons“ aus dem Jahr 2000 erinnert. Bereits damals zeigte Solomon eindrucksvoll, dass er vom Geschichtenerzählen ungefähr soviel Ahnung hat wie eine Kuh von Eiskunstlauf. Nach „American Haunting“ 2005 ist „Getaway“ nun also seine dritte Regiearbeit, und man fragt sich, warum ihm noch irgendwer Geld für seine Projekte gibt. Und wie er es geschafft hat, mit Ethan Hawke, Selena Gomez und Jon Voight zumindest leidlich bekannte Namen zu verpflichten.

Denn „Getaway“ ist schlecht, wirklich. Der Film ist schlimm. Dumm. Lästig. Unangenehm. Störend. Unerquicklich. Ununterhaltsam. Ärgerlich. Dürftig. Suboptimal. Furchtbar. Unschön. Keine Vokabel, die mir gerade einfällt, transportiert so recht, wie unterirdisch dieser Streifen ist. Das Machwerk ist tatsächlich so schlecht, dass man versucht ist, die Verschwörungstheorie aufzustellen, dass Courtney Solomon in Deutschland unter dem Buchstaben „B“ im Telefonbuch zu finden wäre. Und das liegt nicht unbedingt an der Tricktechnik oder den Darstellern, auch wenn ich lange nicht mehr eine derartig pinocchioeske Mimik gesehen habe wie bei Ethan Hawke.

Ich komme wohl nicht ganz darum herum, zumindest ein paar konkrete Dinge zum Film zu erzählen; bringen wir es also hinter uns. Die Geschichte, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, beginnt so: der ehemalige Rennfahrer Brent Magna betritt seine Wohnung, nur um festzustellen, dass diese von Gangstern verwüstet und seine Ehefrau von ihnen entführt wurde. Ein geheimnisvoller Anrufer verlangt von ihm, ein bestimmtes Auto in einem Parkhaus zu stehlen und der Polizei davon zu fahren. Es folgen Verwüstungen, Karambolagen und Explosionen sowie weitere Verwüstungen, Karambolagen und Explosionen. Damit sind dann auch schon etwa 80 Prozent des „Plots“ von Getaway erzählt, wenn man davon absieht, dass irgendwie noch „Das Kind“ ins Auto einsteigt, nachdem sie in einer fast unfreiwillig komischen Szene versucht hat, Magna das Auto abzunehmen.

Während die Höhe des Spannungsbogens des Films also eher in maximal atomaren Einheiten zu messen ist, sind außerdem die Plot-Holes umso größer. Ich werde nicht einmal anfangen, Beispiele für unlogische Stellen zu geben, denn das würde den Anschein erwecken, dass das Grundgerüst der Geschichte zumindest im Groben und Ganzen logisch wäre, und die affigen Techno-Babbel-Versuche von „Kind“ Gomez machen es auch nicht besser. Natürlich spielt der Film auch physikalisch definitiv nicht auf diesem Planeten (aber das werfe ich Action-Filmen grundsätzlich ja nicht vor, genauso könnte man ein Zebra für seine Streifen kritisieren).

Die ersten etwa 60 Minuten des Films vergehen praktisch vollständig mit Verfolgungsjagden, gefilmt in zittriger Hand-Kamera-Optik oder durch am Auto angebrachten Kameras, mit optional noch künstlich verschlechterter Bildqualität, um Videoübertragungen zu simulieren. (Ich würde mich tatsächlich wundern, wenn am gesamten Set des Films auch nur eine reguläre Kamera zum Einsatz gekommen wäre.) Zusammen mit den extrem kurzen Schnitten soll das wohl Spannung, Nähe und Nervenkitzel erzeugen. Tatsächlich sollte dem Film wohl eher eine Epilepsie-Warnung vorangestellt werden, und auch Migräne-Patienten sollten sich definitiv fernhalten. Das Ergebnis ist vor allem laut und grell. das dafür aber so richtig. Man verstehe mich nicht falsch: eine gut gemachte filmische Autojagd kann sehr unterhaltsam sein, und man kann sogar ganze Filme daraus stricken, wie Vin Diesel erfolgreich vorgeführt hat. Aber wenn ein Film aus überhaupt und absolut gar nichts anderem besteht, ist das Ergebnis allenfalls anstrengend. Definitiv nicht mehr spannend oder auch nur unterhaltend. Das wiederum führt „Getaway“ sehr eindrucksvoll vor.

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