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Österreichische Pilzzucht

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Gestern war ich zum ersten Mal seit längerer Zeit in der wöchentlichen Überraschungs-Vorpremiere des UCI, auch neudeutsch "Sneak Preview" genannt. Auch wenn ich bis zum Schluß auf anderes gehofft hatte, waren die Gerüchte doch wahr: es wurde "Contact High" gezeigt.

Nachdem wir 35 Minuten Belästigung durch zwei sich selbst vermutlich unglaublich komisch findende "Moderatoren" inklusive schlechter Ausländerwitze und noch mieserer Pärchen-Fragespiele auf dem Niveau "Blank, Strich oder Busch?" ertragen hatten, ging endlich der Film los. Hoffnungen darauf, daß dieser den Abend retten würde, blieben allerdings unerfüllt.

Die Geschichte, um die es in diesem österreichischen Film geht, ist sowohl schnell erzählt als auch vollkommen belanglos: eine geheimnisvolle Tasche soll aus Polen abgeholt werden. Diese sieht merkwürdig aus, macht merkwürdige Geräusche, und niemand weiß so recht, was drin ist. Wer jetzt gerade an einen anderen Film denkt, in dem sich alles um ein geheimnisvolles Gepäckstück dreht, wird allerdings enttäuscht. "Contact High" erinnert eher an die widernatürliche Paarung von "Fear and Loathing" mit "Dumm und Dümmer".

Natürlich erfüllt die geheimnisvolle Tasche nur den Zweck, eine absurde Truppe österreichischer Kleinkrimineller und Gewächshaus-Drogenbauern auf noch viel absurdere Weise nach Polen zu bringen. Der Autohändler Harry (Detlev Buck) soll sie eigentlich holen, gibt dies allerdings an den unterbelichteten Schorschi ab, der die Aufgabe wiederum einer Bekannten von ihm namens "Mao" aufhalst: immerhin läuft gerade das 24-Stunden-Rennen von LeMans im Fernsehen. Mao hat genauso wenig Lust, nach Polen zu fahren, also überredet sie die Protagonisten des Films, Max Durst und Johann "Hans" Wurst, schließlich dazu, die Tasche zu holen, während sie auf die achtjährige, mißratene Tochter einer Freundin aufpaßt. Motiviert durch die Aussicht, polnische Fleischerzeugnisse für die eigene frisch gegründete Würstchenbude direkt an der Quelle einkaufen zu können, machen sich die beiden auf den Weg. Harry, der zwischenzeitlich herausgefunden hat, daß sein "bester Mann" Schorschi trotz Auftrag daheim vor dem Fernseher hockt, macht sich mit diesem zusammen ebenfalls ins Nachbarland auf.

Auf der Reise experimentiert Max mit selbstgebackenen "Space-Keksen" (Hauptbestandteile: Haschisch und diverse Pilze) und weiteren Drogen, wodurch Hans durch ihre enge Freundschaft bedingt ebenfalls high wird (eben "contact high"). Es folgen die unvermeidlichen Verwechslungsaktionen ("war die Tasche eigentlich schon immer so gelb?") der wichtigen mit mehreren anderen Taschen, die entweder polnische Würste, Akten oder Schminkzeug beinhalten. Die beiden stolpern mit zum Fremdschämen schlechten Englischkenntnissen bewaffnet durch polnische Lande und landen schließlich auf dem Rückweg mitten in der slawischen Pampa. Während ich übrigens normalerweise den bairischen Dialekten durchaus wohlwollend gegenüberstehe, sind 90 Minuten verschiedener österreichischer Mundarten auf Leinwand gebannt allerdings leider weitgehend frei von jeglichem Reiz, was das Zuschauen eher ermüdend denn unterhaltsam gestaltet.

Humor bleibt denn auch leider Mangelware, mit nur wenigen Lichtblicken: wenn zum Beispiel Hans von Max einen Keks angeboten kriegt und trocken antwortet, er schaue lieber zu was mit Max passiere,  "das ist genauso lustig". Auch Detlev Buck als betont schmieriger, betont schwuler Autohändler Harry ist grandios, kann aber den Film aus den Händen eines schlechten Drehbuchs, holpriger Regie und allzu vieler Schauspieler mit Pinocchio-Mimik nicht retten. Auch die latente Xenophobie des Films (inklusive der Darstellung polnischer Polizisten als kiffende Schweinewesen) dürften wohl nicht nur Polen eher unlustig finden.

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